Projekt ISEGRIM - Münzdatenbank

ISEGriM (InformationsSystem zur Erfassung GRIechischer Münzen)

ist eine Datenbank mit ca. 60.000 Beschreibungen antiker Münzen, die vom 7. Jahrhundert v. Chr bis zum Ende der kleinasiatischen Städteprägungen um 276 n. Chr in Kleinasien (etwa der heutigen Türkei) geprägt wurden. Sie ist hervorgegangen aus einem Projekt am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Düsseldorf und erfüllt ein besonderes Desiderat der antiken Münzkunde und der Sammlertätigkeit.

Die Datenerfassung erfolgt auf der Basis der Publikationen aller größeren Sammlungen kleinasiatischer Münzen, sowie der einschlägigen Corpora und Zeitschriftenaufsätze. Nachdem zunächst die Elektronmünzen, die Königsprägungen und die Cistophoren von der Datensammlung ausgenommen waren, sind diese - soweit dies bei der Fülle der Publikationen in den letzten Jahren möglich war - nunmehr auch enthalten.

Die Prägungen im Namen Alexanders des Großen wurden nicht aufgenommen, da sie sehr übersichtlich in der Publikation von Martin Jessop Price, The Coinage in the Name of Alexander the Great and Philip Arrhidaeus, Bd. 1, Zürich / London 1991 vorliegen.

Die antiken griechischen Münzen sind wichtige Primärquellen und für verschiedene historische, wirtschafts- und kunstgeschichtliche sowie religionswissenschaftliche Fragestellungen von herausragender Bedeutung. Das Material ist weit zerstreut publiziert, die Arbeit damit vor allem aus diesen Gründen zu einer Spezialdisziplin geworden. Unter dem Eindruck der Möglichkeiten, die eine Nutzung des erst kürzlich ins Blickfeld geratenen Computers zu bringen versprach, begann das Seminar bereits 1974 damit, eine Datenbank mit Beschreibungen antiker Münzen aufzubauen. Sie sollte zur Verfügung stehen, um das Material für beliebige Fragestellungen rasch zusammenzustellen und für jeden Interessierten, Laien wie Wissenschaftler, benutzbar zu machen. Die Datenbank war von Anfang an dazu gedacht, als ein flexibler Index die vorhandenen Publikationen zu erschließen, nicht, sie zu ersetzen, da unsere heutige Erkenntnis nur mit originalen Münzen sowie ihren Publikationen und Abbildungen erfahren und weitergeführt werden kann. Die Materialsammlung sollte begrenzt sein auf die antiken Münzen aus Kleinasien, da sich abzeichnete, daß für diesen Raum in Zukunft ein besonderes Desiderat entstehe, und da das Material dieses Raumes durch einen Lehrstuhl wie dem in Düsseldorf bearbeitbar erschien.

Das Projekt erhielt in seinen ersten Jahren 1978 bis 1982 - nach einer vorangegangenen Entwicklungsphase - eine erhebliche Anschubförderung durch die Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf. Auf einem internationalen Symposion "Alphanumerische Datenverarbeitung in der Numismatik", Universität Düsseldorf 1981, zum Abschluß dieser Förderung waren sich die Teilnehmer einig, daß das Projekt für Kleinasien weiter in Düsseldorf betrieben und daß in allen Ländern um Unterstützung geworben werden solle. Spätestens damals war klar, daß dieses Datenbankprojekt, wie alle vergleichbaren Projekte, die der Materialerschließung dienen, nur als Langzeitprojekt geführt werden könne.

Während ihres Entstehens wurde die Datenbank regelmäßig auf Kongressen vorgestellt, ihr Stand in Publikationen diskutiert. Sie enthält heute ca. 60.000 Beschreibungen meist publizierter griechischer und römischer Münzen Kleinasiens. Jede Beschreibung kann bis zu 99 einzelne Münzen dokumentieren.In ihr erfaßt werden unter anderem Ort und Zeit, Datierung, Münzbilder und -inschriften, Material, Größe, Gewicht, und Stempelstellung sowie die Literaturhinweise und Besonderheiten der einzelnen Münzen.

Die Datenbank wird seit Anfang des Jahres mit MySQL, Apache und PHP betrieben. Die Abfrage erfolgt über das Internet und ist somit international möglich. Eine automatische englische Übersetzung der Abfrageergebnisse, die schon für den Typenkatalog verwirklicht war, ist in Vorbereitung. Im Projekt unter meiner Leitung stehen für die Datenerfassung und -kontrolle 32 Wochenstunden studentischer Hilfskräfte zur Verfügung, für die Programmierung 16 Stunden einer studentischen Hilfskraft. Neben der fortgesetzten Angleichung der Datenbestände an das neue Datenbanksystem und der Pflege der nicht fachspezifischen Software und der eigenen Programme wird die Eingabe der in immer rascherer Folge erscheinenden Münzpublikationen das kleine Team auslasten.

Düsseldorf, im Januar 2000 Otfried v. Vacano

Literatur: